Hopfenbau im Kaadner Land
auszugsweise aus dem Kaadner Heimatbrief 08/1971
und 07/2008 von Ing. aric Richard Gassauer mit eigenen Ergänzungen
Einer der blühendsten Zweige der Landwirtschaft im Kaadner Land war der Hopfenbau. Wirtschaftsgeographisch gehört das Kaadner Land zum Hopfenanbaugebiet Saaz. Saazer Hopfen, war wegen seiner hohen Qualität in allen Ländern, in denen man Bier braut, hoch geschätzt. Naturgemäß lag das Anbaugebiet im Egergraben. Doch auch im Aubachtal, allem voran in Flahae, waren die klimatischen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Anbau gegeben. Im Flurgebiet von Kaaden war die westliche Grenze des Hopfenanbaues. Hier wurde ein guter Hopfen erzeugt.
Die Geschichte des Hopfenbaues ist sehr alt. Wir wissen, daß ihn schon im 12. Jahrhundert unsere deutschen Vorfahren in unseren Gegenden verarbeiteten. Besonders die Klöster hatten daran bedeutenden Anteil. Später eigneten sich das Recht des Brauen auch die Freien Städte an; im wesentlichen lagen die Braurechte aber bei den geistlichen und weltlichen Grundherren.
Die Hopfenpflanze
Der Hopfen (Humulus lupulus), eine Schlingpflanze der Familie Maulbeergewächse zugehörig, hat eine zweigehäusige Blüte. Die männlichen Blüten als herabfallende Rispen, die weiblichen als grünlich gelb katzenähnlich hängende Dolden erkennbar. Zum Brauen ist lediglich die weibliche Blüte verwendbar. Hopfen bevorzugt tiefgründige. sandige Lehmböden, die jedes Jahr mit Stalldünger und hochwertigen Handelsdüngern versehen und bearbeitet werden müssen. Das sonnig- warme, schwach windige Trockenklima des Eger- und Aubachtales begründete die Qualität unseres Hopfens.
Hopfen zählt zu den anspruchsvollsten landwirtschaftlichen Pflanzen. Allein das Anlegen eines Steiggerüstes für einen Hopfengarten kostete 15.000.- Mark. Hinzu kommt noch die Bodenbearbeitung, Düngung, Schneiden, Aufleiten, Anleiten, die Wachstumspflege, Schädlingsbekämpfung, das Pflücken, das Darren und die Bodenbehandlung. Um die Jahrhundertwende verwendete man, der höheren Erträge wegen, Steigdrahtanlagen anstelle der Stangenanlagen. Zum Trocknen dienten Hopfendarren mit Kohlebefeuerung anstelle der alten Schienen- Luft- Trocknung .
Bearbeitung und Anbau
Das erste Jahr
Die Neubearbeitung eines Hopfenfeldes dauerte drei Jahre, bevor ein Ertrag erzielt werden konnte. Im späten Frühjahr des ersten Jahres wurden die Fechser gepflanzt. Im Herbst stellte man die Pflanzstangen und die Hopfendrahtanlagen auf. Die Stangen wurden aus dem holzreichen Erzgebirge bezogen. Spezialisiert waren die Firmen Bartl in Wohlau und Holley in Malkau. Das Aufstellen der Stangen besorgte die Firma Brünnler und Söhne in Wickletitz. Diese Arbeit mußte recht präzise ausgeführt werden, denn sie mußten ja jedem Wind und Wetter standhalten. Sie mußten aber auch für das Auge eine geometrische Schönheit darbieten. Stand das Gerüst, mußte mit der Herbstackerung der Hopfen für die Winterruhe zugeackert werden.
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Das zweite Jahr
Auch jetzt gab es noch keinen Ertrag. Im zweiten Jahr wurden hauptsächlich die nötigen Pflegearbeiten getan. Die Hopfenpflanze sollte sich kräftigen, aber noch nicht aufgeleitet werden. Allzu frühe Aufleitung der Pflanzen brachen dem Hopfenweiner geringe Erträge.
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Das dritte Jahr
Die Jungfechser werden im April bis auf zwei Augen zurück geschnitten. Mittels der sog. "Hopfenstange" wurden die Steigdrähte angebracht. So konnten die Pflanzen in die Höhe wachsen.
Ein Schock Hopfen waren sechzig Stöcke. Mit 100- 150 Schock war eine Familie in Akkordarbeit voll ausgelastet, diese Arbeit wurde aber gerne getan, erforderte sie ja Interesse und Genauigkeit.
Nach dem Frühjahrsschnitt wurden die Pflanzen wieder zugeackert. Die Pflanzen hatten zu dieser Zeit eine Höhe bis zu drei Metern erreicht. Die Weiner waren von früh bis spät mit dem An- und Aufleiten der Haupt- und Nebentriebe (Waluschen) beschäftigt. Mit zunehmender Wuchshöhe bedienten sich die Weiner der standsicheren "Hopfenleiter", die freistehend aufgestellt werden konnte. Auch die Bekämpfung der Hopfenblattläuse konnte so ohne Probleme stattfinden. Die Bekämpfung der Algenpilze war langwieriger, führte aber mit der Verwendung der Motorspritze doch zu Erfolgen.
Hatte der Hopfengarten eine Steighöhe von sieben Metern erreicht, dann "lief er aus". Es hatten sich soviele Seiten- und Mitteltriebe gebildet, daß die Anlage einem dichten Wald ähnelte. In diesem Wald mußten aber die Arbeiten des Jätens gemacht werden, um eine gute Ernte zu erreichen.
Die Hopfenblüte
Die Hopfenblüte war Mitte bis Ende Juli. Der Hopfenbauer hatte kurz vor der Blüte nochmals gut gedüngt. Ein jeder hatte, neben den handelüblichen Kunstdüngern noch sein Geheimrezept zum Erfolg. Ein jeder Hopfenweiner ging in diesen Tagen durch seine Felder um den Erfolg seiner Arbeit reifen zu sehen.
Aus dem Brüxer Kohlenrevier war für das Darren die Kohle herbeigefahren worden. Die Hopfenpartieführer stellten ihre Pflückergruppen zusammen.
Die Ernte ist da
In der zweiten Augusthälfte bewegten sich ganze Dorfschaften aus dem Erzgebirge herunter ins Kaaden/ Saazer- Land, um sich durch die Saisonarbeit einen Nebenverdienst zu schaffen. Diese Leute waren sozialversichert. Der Lohn wurde nach "Viertel" * des gepflückten Hopfens bezahlt.
Der Weiner riß mit der Hakenstange die oberen Zweige herunter und sorgte dafür, daß die wertvollen Dolden auch vom Boden aufgesammelt wurden. Am Meßzelt (Meßstand) schütteten die Pflücker ihren vollen Korb in das hölzerne, amtlich geeichte Hopfenmaß, das Hopfenviertel *, aus. Das Viertel ward gestrichen gemessen. Dafür gab es eine metallene, gelochte Meßmarke mit der Prägung des Hopfenbauerns (z.B. 1 Viertel Hopfen R.G.W. = Richard Gassauer, Weschitz).
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Das Meßgut wurde wurde in die Hopfenziche entleert und mit dem Fuhrwerk nach Hause gebracht. Die Hopfendarre war zu dieser Zeit rund um die Uhr unter Feuer. Die Dolden wurden überhandhoch auf die Hopfenschienen ausgebreitet und von fachkundigen Händen gewendet, wieder eingeschoben und von einem zum anderen Etagenboden gezogen um schließlich als gedörrte Ware auf dem großen Hopfenboden zu landen. Der ankommende Hopfen durfte nicht allzu lange zwischengelagert werden, denn wenn die Ware welk wurde, verlor sie ihre glattgrüne Farbe.
Zur Mittagspause gab es für die Hopfenpflücker die Hopfenpflückersuppe (Erbsensuppe mit Rindsinselt geschmelzt oder Graupen in Erbsensuppe) dazu kräftiges Landbrot. Abends kochte die Bäuerin Gulasch- oder Rindssuppe oder Rindfleisch mit Tomatensoße. An Freitagsfasttagen Gemüseeintopf mit Fleischresten.
Man saß, bis es dunkelte im Hopfengarten, ein jeder schob seinen Schemel unter eine leere Hopfenranke. Dann wurde erzählt von den Ereignissen des vergangenen Jahres. Egertaler und Erzgebirgler waren seit Generationen alte Bekannte. Man war fasziniert vom einfachen Leben im Erzgebirge in den Wintermonaten.
Das Hopfenpflückerfest (Siehe auch gesonderte Datei)
War der letzte Hopfen gepflückt, spannte der Bauer seinen Leiterwagen an um die letzte Fuhre mit Hopfensträußen und Hopfenranken in den Hof einzufahren. Der gewundene Hopfenkranz wurde dem Bauern, der Bäuerin und den Kindern aufgesetzt, bevor er für ein Jahr im Vorhaus aufgehängt ward. Ziehharmonika und Fiedel waren rasch zur Hand und es wurde bis in die späte Nacht hinein gefeiert. Nicht umsonst sagt man, daß man in Böhmen Feste zu feiern versteht. Die Ernte war eingebracht und die Mühe der vergangenen Wochen fand nun ihren Lohn in klingender Münze.
Klingendes Land- Hopfenland an der lauschigen Eger- dein grünes Gold lag nun auf den weiträumigen Hopfenböden. Ging man in diesen Tagen durch die Hopfendörfer, so duftete es überall nach dem Lupilin der Dolden.
Kaadner Gemeinden mit Hopfenbau
Folgende Hopfenbau- Gemeinden gab es 1928 im Kaadner Land: