Am 4. März 2019 jährte sich das Märzgeschehen zum 100. Male. Damals demonstrierten in vielen deutschen Städten des Sudetenlandes die deutschen bürger für ihr Recht auf Selbstbestimmung.In sechs Städten wurde auf die Demonstrienden ohne Vorwarnung geschossen. In Kaaden waren es 28 Tote und über 100 Verletzte.
Pflicht, für den Heimatkreis Kaaden, dieser Märzopfer zu gedenken. Auch in zahlreichen deutschen Städten fanden Märzgedenken statt. Die zentrale Kundgebung war am 10.3. 2019 in der Bayerischen Staatskanzlei in München.
Am 2. März 2019 ging die große Gedenkfeier am Friedhof in Kaaden bei bedecktem Himmel, aber trockenem Wetter, allen anderen voran. Landsleute und Gäste aus Sachsen und Bayern waren erschienen. Obligat war indessen die Anwesenheit der heimatverbliebenen Vereine aus Chomutov/ Komotau „Kulturverband“ und „Bund der Deutschen“.
Heimatkreisbetreuer Horst Kunz konnte begrüßen:
Den Sprecher der Sudetendeutschen Dr. hc Bernd Posselt,
den Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Tschechien
Dr. Christoph Israng,
den Bischof von Leitmeritz, Msgr. Jan Baxant,
den stellvertretenden Bürgermeister von Kaaden/ Kadan Jan Losenitzky
den Sprecher vom SL Landesverband Sachsen Dietmar Hübler und dessen Stellvertreter Claus Hörrmann,
Die SL- Bezirksvorsitzende von Oberfranken Margaretha Michel
Den Landschaftsbetreuer für das Erzgebirge/ Saazerland Helmut Seemann
Manfred Kees von der SL Ortsgruppe Bayreuth
Dechant Joseph Cermak von Kaaden/ Kadan
die Leiterin Emma Laubrova vom Begegnungzentrum Komotau
sowie etwa 100 Gäste und Landsleute aus Deutschland und Tschechien.
Sprecher Bernd Posselt freute sich in seiner Gedenkrede über die Teilnahme so vieler Gäste aus Tschechien und Deutschland. Er erinnerte an den 4. März 1919 als Kaadner Bürger für das Recht auf Selbstbestimmung ihr Leben lassen müßten. Posselts Großmutter stammt aus Kaaden. Sie war zur Zeit des 4. März 1919 hier vor Ort, als die Schüsse auf die Kaadner Bürger fielen. In seinem Verwandtenkreis aber fielen nie böse Worte über die Tschechen. Die Menschen der damaligen Zeit erfaßte eine Krankheit, den Nationalismus, der den ersten Weltkrieg auslöste. Später steigerte sich dieser noch im Nationalsozialismus und löste den Zweiten Weltkrieg aus. Deswegen sind Gedenkfeiern wie heute wichtig. Nicht, um die Menschen zu trennen sondern sie zu vereinen.
Der deutsche Botschafter in Prag, Dr. Christoph Israng, zeigte sich in seinem Grußwort erfreut über die fünf Gedenktafeln am Ehrengrab. Hier ist von Versöhnung, Gedenken uns Lieben die Rede. Das ist der richtige Geist für unser heutiges Beisammensein.
Der frühere Heimatkreisbetreuer und heutige Landschaftsbetreuer Helmut Seemann freute sich über den zahlreichen Besuch der Veranstaltung. Der Inhalt der Gedenktafeln zeigt uns den Weg: Nicht „Aug um Auge“, sondern „Liebet einander“. Besonders die Jugend möge dies zur Kenntnis nehmen.
In diesem Sinne gedachte auch Claus Hörrmann vom Landesverband Sachsen. Hörrmann betonte: „Wir leben in Zeiten, in denen die Völker ihre Rechte aus der Souveränität immer mehr wahrnehmen.“
Gespannt waren alle auf die Ausführungen der tschechischsprachigen Redner:
Eine Lobeshymne auf seine und unsere Heimat ließ Bürgermeister Losenitzky verlesen. Er machte bemerkenswerte Ausführungen: „Heute sind wir hier um diese sinnlos verlorenen Leben zu ehren , aber auch um uns zu erinnern, dass wir alle ihre Nachfolger sind. Wir, die wir hier leben und wir, die wir hier versammelt sind, und damit meine ich uns alle: Unsere Familien, unsere Völker, unsere Städte und Dörfer. 25 Jahre nach den Erfahrungen des Nationalsozialismus und dem nachfolgenden Kommunismus ist es wichtig für uns, Brücken zu bauen….. Einmal sucht man in seiner Heimat nach seinen Wurzeln und man stellt fest, dass diese Heimat die Heimat eines anderen war, nämlich von jemandem, der aus seiner Heimat vertrieben wurde…. Wir alle sind Nachfolger derer, deren Eltern und Großeltern hier geboren wurden… Hier, der Friedhof ist der richtige Ort, um alle zu ehren. Aus der Erde sind wir genommen, zur Erde kehren wir zurück.
Unter den Klängen eines Trauermarsches legten Horst Kunz, Jan Losenitzky, die Herren Claus Hörrmann und Jürgen Schmidt ihre Kränze nieder. Es folgte das Feierobmdlied von Anton Günther.
Bischof Jan Baxant überbrachte die Grüße seines Bistums Leitmeritz. Er sprach seine Bewunderung für die Leistungen der Redner und der Übersetzer aus. Wir sollten unsere Verstorbenen nicht vergessen, die hier auf dem Friedhof ruhen. Sie sollten für uns bei Gott beten.
Bischof Baxant betete auch dann mit den Anwesenden das Vaterunser auf deutsch und auf tschechisch. Es folgte die Segnung des Ehrengrabes mit Weihwasser und sein bischöflicher Segen für die Gläubigen.
Die Feier klang aus mit dem Lied „Näher mein Gott zu dir“, dem Song auf der sinkenden Titanic.
Fazit: Alle waren von der Feier begeistert. Insbesonders sei hier nochmals die Rolle der Dolmetscherin, Frau Irena Lencova und ihres Kollegen hervorgehoben. Alles Vorgetragene wurde gut verstanden. Dafür sei ihnen ein herzlicher Dank.