Kirche zur hl. Katharina |
Dehlau 1165 - 1967 (Dolany) von Zdena Binterova, Übersetzung Gerhard Stübiger |
Dehlau
lag auf dem rechten Egerufer auf einer Seehöhe von 250 m, etwa 7 km SO von Kaaden. Seine
Gemarkung betrug 219 ha und der Boden gehörte zu den besten im Landkreis. In der Eger bei
Dehlau gab es einige kleine Inseln. Die Ufer waren hier sehr niedrig. Nur ein Stückchen
vor den ersten Häusern lagen bis ins 18. Jahrhundert in der Mitte des Flusses zwei
riesige Felsblöcke. In den Zeiten, da auf der Eger noch Flößerei betrieben wurde,
verursachten diese Felsblöcke viele Unfälle. Die erste belegte Nachricht stammt nach Schütz aus dem Jahre 1235, die alte deutsche Regionalliteratur führt aber an, dass die erste Erwähnung in einer Urkunde aus dem Jahre 1165 ist, wo der böhmische König ein Stück Land zwischen Kaaden und Saaz dem Zisterzienserkloster in Waldsassen zur Kolonisation bestimmt hatte. |
Dehlau im Egerstausee |
In einer lateinisch geschriebenen Urkunde erinnert man die Ortschaft Dudleba, von der Stocklöw voraussetzt, dass es Dehlau war. Auch nach Frind (Kirchengeschichte Böhmens) gehörte Dehlau neben Kaaden, Radonitz und Tschachwitz zu den ältesten Kirchen im ehemaligen Kaadener Kreis. Er setzt voraus, dass die Kirche in Dehlau schon im 11. Jahrhundert erbaut worden ist. Das würde bedeuten, dass Dehlau eine der ältesten Wohnsiedlungen im Egertal war.
Dehlau war ein lang gezogenes Dorf und seine Häuser standen bis auf 3 Ausnahmen - nur auf der rechten Straßenseite, die dem Mühlgraben entlang verlief. Der Graben zweigte vom Egerwehr ab, der am Westrand des Dorfes erbaut wurde und gemeinsam mit dem Fluss eine große Insel bildete, wo Sommerfeste veranstaltet wurden. Auf der linken Straßenseite erstreckte sich bis zum Fluss ein 30 - 40 m breiter Rasen mit Apfelbäumen. Das Dorf war zwischen dem Fluss und dem 349 m hohen Hügel eingezwängt, die westlich liegenden Bauernhöfe lagen teilweise schon am Abhang. |
Gleichfalls die Kirche, die in der Mitte des Friedhofs und oberhalb des Dorfplatzes stand.
Bei der Friedhofsmauer standen die Statue des Heiligen Johan von Nepomuk und eine
Gedenktafel an die Opfer des 1. Weltkriegs.
Im Jahre 1356 war Dehlau schon ein Pfarrdorf, das Heinrich und Stephan von Dehlau und
Friedrich von Egerberg besitzen. Im Jahre 1401 kaufte das Dorf Haimann von Kaaden. Nach
seinem Tod heiratete seine Gattin 1416 Jan ehrovský z Kolowrat und überschrieb
Dehlau ihrem Sohn. Zu Ende der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam Dehlau zur
Herrschaft Pohlig, bei der es bis zum Jahr 1850 blieb, auch wenn die Besitzer wechselten -
Saarer von Saar, Hassensteiner von Lobkowitz, Stampacher von Stampach. Nach der Schlacht
am Weißen Berge wurde das Eigentum den Stampachern weggenommen. Im Jahre 1629 verkaufte
die Königliche Kammer Dehlau und weitere Dörfer dem Grafen Heinrich Schlick von Holejc.
10 Jahre später wurde die Feste in Pohlig und ihre Umgebung von schwedischen Soldaten
zerstört. Angeblich wurde auch die Kirche in Dehlau zerstört, die auf dem sog.
Petersfeld stand. Die Annahme, dass sie dort wirklich stand, lassen auch das massive
Gemäuer in der Nähe der Statue des Heiligen Wenzel, die auf dem Petersfeld stand, sowie
auch Grabsteine, die hier gefunden wurden, vermuten.
Im Jahre 1654 lebten hier 3 Bauern und 6 Häusler, von denen 2 Fischer waren und 1
schänkte aus. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war eine neue, zuerst nur kleine Kirche
gebaut worden, die der heiligen Katharina geweiht war. In den Jahren 1729-30 wurde sie
umgebaut, erweitert und in ihre Kuppel eine Gedenkschrift eingelegt. Sie war dann ein
schlichtes, einschiffiges Barockbauwerk mit dem Turm aus dem Jahre 1695. Im 17.
Jahrhundert entstand auch eine Brauerei. Im Jahre 1748 lebten in Dehlau 96 Einwohner,
davon 11 Landwirte, 2 Tischler, je 1 Zimmermann, Schneider, Bäcker, Schuster, Lehrer, 1
herrschaftlicher Gastwirt und 1 Müller, der eine herrschaftliche Mühle mit 3 Rädern und
einer Stampfe gepachtet hatte.
Vom Grafen von Pergen erwarb im Jahre 1845 die Herrschaft Fürst Windischgrätz, der diese
im Jahre 1868 dem Fürst Lobkowitz verkaufte. Sommer beschreibt im Jahre 1846 Dehlau als
ein Dorf mit 28 Häusern und 145 Einwohnern, davon 1 jüdische Familie, sowie einer
Pfarrkirche der Heiligen Katharina geweiht, einer Pfarrei, Schule, herrschaftlichen
Brauerei, Branntweinbrennerei, einem herrschaftlichen Obstgarten mit Treibhäusern, einem
Gasthaus, einer Mühle und einem Sägewerk.
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erreichte Dehlau seine höchste Blüte. Es gab hier
keine Arbeitslosen. Neben Landwirten waren hier in der Mehrzahl Handwerke vertreten, auch
ein Uhrmacher und Bergleute lebten hier. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde mit der
Braunkohlenförderung auf den Johann von Nepomuk-, Karolina- und Franz-Josef-Zechen
begonnen. Westlich von Dehlau war noch vor dem Ende des 1. Weltkrieges eine Zeche namens
Hilda aufgeschlossen worden, ihr Betrieb wurde aber schon im Jahre 1922 eingestellt. Man
kann annehmen, dass die Kohlenförderung hier nie von großer Bedeutung war.
Am Ostrand des Dorfes arbeitete eine Mühle, zu der Kunden besonders aus dem Gebiet
Podersam gekommen sind. In Jahren 1885-6 wurde eine neue Schule gebaut - NC 33 in der
Nähe der Brauerei - die alte NC 13 bei der Kirche wurde in ein Rathaus umgebaut. Zur
hiesigen Schule sind Kinder aus Pohlig, Horschenitz, Lametitz, Neudörfel, Klein Körbitz
und Wakowitz gegangen. Ein berühmter Schüler war der Maler Prof. Otto
Bertl.
Mit dem Beginn des neuen Jahrhunderts gingen die gute Zeiten hier zu Ende. Im Frühling
1902 haben Eisschollen das Wehr an der Eger weggerissen. Dadurch sank das Wasser im
Mühlgraben und die Mühle war dann nicht mehr betriebsfähig. Auch die Bewässerung der
Insel war unmöglich geworden, weil sie von dem durch den Mühlgraben angetriebenen
Wasserrad abhängig war. Die Brauerei wurde im Jahre 1905 zwar modernisiert, aber im
Wettbewerb mit den Kaadener und Saazer Brauereien unterlag sie. Sie wurde schrittweise in
eine Fabrik, ein Kaufhaus, dann in Wohnungen und letztlich eine tschechische
Minderheitsschule, sowie einen tschechischen Kindergarten umgebaut. Im Jahre 1921 lebten
hier schon 24 Tschechen. An das Stromnetz wurde das Dorf 1920 angeschlossen.
Nach dem Jahre 1850 wurde Dehlau für eine Zeit selbständige Gemeinde. Schon im Jahr 1869
gehörte es zur Gemeinde Pohlig, bei der es bis zu seinem Untergang blieb. Die deutsche
Bevölkerung wurde ab 1945 vertrieben. Das Dorf musste dem Aufbau des Wasserbeckens
Negranitz weichen. Sein endgültiger Untergang kam im März 1967.