Neue Abteilung des Reichsstadtmuseums im Gebäude Pfarrgasse 4
dem "Haus Kaaden"
"Ankunft und Integration der Heimatvertriebenen in Weißenburg"
Genau zum 50-jährigen Jubiläum der Patenschaft der Stadt Weißenburg für die Bewohner der ehemaligen sudetendeutschen Stadt Kaaden an der Eger eröffnete am 13. August 2005 im 1. Stock des Hauses Pfarrgasse 4 (jetzt auch als "Haus Kaaden" bezeichnet) eine neue Dauerausstellung des Reichsstadtmuseums Weißenburg.
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Auf rd. 100 m² greift damit dieses im Februar 1998 übergebene Museum, dessen Konzeption seit der Eröffnung viel gelobt wird, erstmals über die namensgebende Zeit, die Reichsstadtzeit dauerte vom 13. Jahrhundert bis 1802, hinaus. Unter Verwendung sehenswerter Exponate der vom früheren Heimatkreis Kaaden-Duppau (der Organisation der Heimatvertriebenen aus diesem ehemaligen politischen Bezirk) in den Jahren 1975-1999 betriebenen sog. Kaadener Heimatstuben (diese hat die Stadt Weißenburg vor einigen Jahren per Vertrag übernommen, da die Betreuung nicht mehr gewährleistet werden konnte) wird die Vertreibung der Menschen aus ihrer angestammten Heimat im Gesamt-Kontext von Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Mittel- und Osteuropa als Folge u. a. des Zweiten Weltkriegs geschildert. Gegenstand der Darstellung ist demgemäß auch das bis 1953 bestehende Flüchtlingslager auf der Festung Wülzburg und die Integration in Weißenburg, die als lokales Beispiel für die große Eingliederungsleistung von Millionen von Menschen nach dem Kriege in Gesamt-Deutschland steht.
Wie wichtig und einschneidend dieser Vorgang für unsere kleine Stadt Weißenburg geworden ist, wird deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Weißenburg 1939 ca. 8500 Einwohner und 1946 plötzlich 14.000 Einwohner (in den Grenzen vor der Gemeindegebietsreform!) hatte.
Die nach modernsten Gesichtspunkten eingerichtete neue Abteilung geht selbstverständlich über den Typus eines nostalgisierenden Heimatmuseums hinaus. Es ist eine moderne historische Museums-Abteilung entstanden. Die Grundsätze der aktuellen Museumspädagogik - das Museum als historischer Lernort und als kultureller Gedächtnisort - werden konsequent umgesetzt.
Angesichts der Beschränktheit des Raumes und der geringen Zahl vorhandener historischer Dokumente, Bilder und Gegenstände aus der alten Heimat (die Vertriebenen durften ja faktisch nichts mitnehmen) erfolgt die notwendige Reduktion auf wesentliche Aussagen, gestützt auf die Erkenntnisse der derzeitigen zeithistorischen Forschungen. Trotzdem dominiert der Text nicht. Darüber hinaus werden auch Möglichkeiten zur Interaktion geboten.
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Das grundsätzliche Konzept wurde von der Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Eichstätt-Ingolstadt erarbeitet und von der Stadtverwaltung unter Beteiligung fachlich kompetenter Büros und Handwerksbetriebe, einer Historikerin und eigener Mitarbeiter ergänzt und konkret umgesetzt.
So können die Besucher z. B. im Erdgeschoss (hier sind zusätzlich modernste Räume zur Bewältigung der Organisation der Freilichtbühne "Bergwaldtheater" und der von der Stadt betreuten Volkshochschule entstanden) an einem Bildschirm die gesamten Vertreibungsgebiete, deren Geschichte, wesentliche Persönlichkeiten in Text und Bild, aber auch Erlebnisberichte von Zeitzeugen im Film nacherleben. Im 1. Stock, im Museumsbereich, kann der Besucher über von ihm selbst zu bedienende Schubläden neue zusätzliche Einblicke gewinnen.
Ausgehend vom Bereich Kaaden, ein Höhepunkt ist hier die Madonna aus der ehemaligen Hauptkirche dieser Stadt, die auf abenteuerlichen Wegen nach Weißenburg gebracht wurde, finden auch andere Vertreibungsgebiete Berücksichtigung.
Die Geschichte der Flüchtlinge, die in Weißenburg eine neue Heimat gefunden haben, stellt einen wichtigen Abschnitt der jüngeren Historie Weißenburgs dar. Dabei ist die Konzeption flexibel und kann je nach Sammlungsstand verändert oder verbessert werden.
Interessenten, die über ausstellungswürdige Exponate oder auch archivierungswürdige Unterlagen (Dokumente, Bücher, Bilder etc.) verfügen, werden daher gebeten, diese ggf. der Stadt für die Präsenzausstellung, das Archiv oder ihr Depot zur Verfügung zu stellen.
Die neue Abteilung im Hause Pfarrgasse 4, dem "Haus Kaaden", hat derzeit täglich während der Bürostunden des Amtes für Kultur und Touristik geöffnet. Führungen sind nur nach vorheriger Vereinbarung möglich. Eintrittskarten können in der üblichen Weise an der Kartenverkaufsstelle im Römermuseum erworben werden.
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag: 9:00 - 12:30 Uhr
14:00 - 17:00 Uhr
Freitag: 9:00 - 12:30 Uhr
Sollten Sie wegen evtl. Leihgaben oder Angebote zum Erwerb Kontakte aufnehmen wollen,
dann wenden Sie sich bitte an das
Aufzählung Reichsstadtmuseum Weißenburg
c/o Herrn Dr. Mario Bloier
Reichsstadtmuseum
91781 Weißenburg i. Bay.
(Tel.-Durchwahl: 09141/907-126, Fax: 09141/907-121)
Aufzählung oder das OB-Büro der Stadt
(09141/907-102, 103, 104; Fax: 09141/907-138)