Brunnersdorf, Schloß |
Brunnersdorf + 1431 - 1966 (Prunérov) entnommen aus dem Sudetenland- Wegweiser v. Rudolf Hemmerle |
Brunnersdorf liegt in Nordböhmen im Bezirk Kaaden. Der Ort hatte im Jahre 1930 2324 Einwohner, davon 2106 Deutsche. Bereits Karl IV. gab Brunnersdorf den Herren von Schumberg als Lehen, später kam es zu Hagensdorf. Die Kirche Peter und Paul stammt aus dem 13. Jahrhundert, sie wurde im 17. und 18. Jahrhundert umgebaut. Zu den Besitzern des Schlosses, im 17. Jahrhundert erbaut, im 19. Jahrhundert umgebaut und 1928 restauriert, gehörten u.a. die Vitzthum und die Martinitz. |
Brunnersdorf, Bahnhof der Bushtierader Eisenbahn |
Brunnersdorf, Schloß in der Baumblüte |
In der Umgebung von Brunnersdorf wurden Braunkohlen gefördert. Es wurden feuerfeste Produkte erzeugt, außerdem gab es Kork-, Zucker- und Konservenfabriken. Der Ort war als Sommerfrische sehr beliebt; er war auch Ausgangspunkt für Wanderungen in das nahe Erzgebirge und vor allem zur Burgruine Hassenstein. Im Jahre 1965 hörte Brunnersdorf auf zu bestehen. Auf der Gemarkung wurde Braunkohle im Tagebau abgebaut. Heute befinden sich hier zwei Kraftwerke, von denen eines zu den größten des Landes zählt. |
Die Kircheneinrichtung wurde nach Kaaden gerettet, zwei Grabdenkmale werden im Schloß Klösterle verwahrt.
Brunnersdorf
nach Zdena Binterova, Übersetzung von Gerhard Stübiger
Unter die untergegangenen Orte muss auch Brunnersdorf mit eingerechnet werden, obwohl dort noch einige Menschen leben. Früher war es ein 3,8 km langes Dorf, das von Kaaden her mit dem Schloss NC 1 begann und beiderseits des Brunnersdorfer Baches bis fast nach Neudörfel, unterhalb des Hassensteins, reichte. Seit Menschengedenken teilte der Bach den Ort auf Alt- und Neu Brunnersdorf. Etwa in der Mitte des Ortes stand auf dem Kataster Alt-Brunnersdorf inmitten des Friedhofs, der mit einer Mauer und einem Eingangstor versehen ist, die Skt. Peter und Pauls- Kirche, aus dem 13. Jahrhundert. Diese mit der gegenüberliegenden Schule am anderen Bachufer teilte wiederum in neuerer Zeit den Ort in das Obere und Untere Brunnersdorf. |
Brunnersdorf- Bahnhof |
Über die
Entstehung des Ortes erhielten sich keinerlei schriftliche Unterlagen, aber die
Überlieferung sagt, daß das Dorf um 1261 ein gewisser Kaadener Bürger auf Anregung des
Königs Premysl Otakar II. gegründet haben soll. Der ursprüngliche Namen der Ansiedlung
war mit größter Wahrscheinlichkeit Brunhartsdorf. Das Dorf gehörte im 14. Jahrhundert zur Burg Pürstein und zwar bis 1431 als es sich Ale und Wilhelm von Schönburg durch den Bachlauf auf die Hälfte teilten. Das sogenante Altbrunnersdorf mit der Kirche fiel an Wilhelm, Dieser aber verkaufte seinen Teil schon im Jahre 1449 dem Wilhelm von Ilburg. |
Nach 4 Jahren hat die Burg und Alt - Brunnersdorf wiederum seinen Besitzer gewechselt und zwar an die Familie Fictum (Vitzthum). Leo von Vitzthum kaufte in der Hälfte des 16. Jahrhunderts von Nikolaus II. von Lobkowitz und Hassenstein auch den anderen Teil Brunnersdorfs, der damals im Jahre 1431 an Ale zufiel.
" Die Verwandtschaft Christi" , Ende des 15. Jh. Vor dem Jahre 1920 wiederentdeckt auf dem Boden des Pfarramtes in Brunnersdorf. Für das Stadtmuseum in Kaaden im Jahre 1945 erworben. |
Im Jahre 1590 kam es zur Teilung des Vitzthumschen Eigentums zwischen den Brüdern Christoph und Bohuslav Felix, der den Piegelhof erbte, Alt-Brunnersdorf und das Gut Mohr. Er bildete so ein neues Gut von der Zeit an Brunnersdorf genannt. Als einen neuen Sitz wählte er zuerst den Piegelhof, wo er eine Feste errichten ließ. Dann gab er aber Brunnersdorf den Vorrang und noch in den 90er Jahren des 16. Jahrhunderts erbaute er dort ein Renaissance-Schloss. Später fügte er zu seiner Herrschaft auch Malkau hinzu. |
Nach verlorener
Schlacht am Weißen Berge wurde das Vitzthumer Vermögen eingezogen und im Jahre 1623 dem
Jaroslav Borita von Martinic verkauft. Dadurch kam es wieder zum Zusammenschluss beider
Teile Brunnersdorfs, diesmal schon endgültig. Martinic vereinigte die Herrschaft
Brunnersdorf mit der Steinbachschen Herrschaft Hagensdorf, die das gleiche Schicksal
betraf. Der 30jährige Krieg hat Brunnersdorf schwer getroffen. Der Ort war damals schon ein ansehnliches Dorf. Es hatte 7 Bauern, 71 Häusler und von der Gemeinde Lebende waren 10. |
Brunnersdorf- Kriegerdenkmal |
Brunnersdorf 1938: Trachtenfestzug |
Seit 1656 war Herr der vereinten Herrschaft Hagensdorf - Brunnersdorf der dritte Sohn Jaroslav Boritas, Maximilian Valentin. Beim Hof halte er einen hohen Posten, aber bei seinen Untertanen war er nicht beliebt, weil er die Anzahl der Robottage um weitere hundert Tage im Jahre anhob. Nach seinem Tode kam es zu einer weiteren Teilung der Herrschaft Hagensdorf - Brunnersdorf. Herr auf Brunnersdorf wurde der älteste Sohn Jaroslav Bernhard und nach ihm sein jüngerer Bruder und dann weitere Martinice. 1773 starb die Brunnersdorfer Linie mit Franz Michael in der männlichen Nachfolge aus. Unter ihm wurde in den 50. Jahren des 18. Jahrhunderts eine große Rekonstruktion der Pfarrkirche zu Peter und Paul ausgeführt. |
Um das Jahr
1740 wurden in Brunnersdorf erstmals Kartoffeln gesehen, die die hiesigen Bauern von da an
ständig anbauten. Das gesamte Eigentum übernahm dann Franz Karl aus der Hagensdorfer Linie, aber auch er starb männlichen Nachkommen, so dass die Herrschaft 1791 die Tochter Franz Michaels, Marie Anna von Althahn übernahm. Die Geschicke der beiden Herrschaften waren wieder vereint. Zu dieser Zeit gehörten zur Herrschaft 42 Dörfer. |
Im Jahre 1782 begann man mit der Trockenlegung eines großen Sees in unmittelbarer Nähe
Brunnersdorfs. Bis 1829 war er vollkommen ausgetrocknet.
Im Jahre 1787 gab es in Brunnersdorf 146 Konskriptionsnummern und es gab dort ein Schloss, eine Schule, ein Armenhaus, eine herrschaftliche Brauerei, eine herrschaftliche Schnapsbrennerei, eine herrschaftliche Böttcherei und den herrschaftlichen Piegelhof mit Schafferei und Stallungen. Damals lebten dort 11 Bauern, 14 Halhuber, 54 Häusler und 52 Kätner. 1846 gab es dort schon 158 Häuser und 7 Mühlen und schon damals wurde beim Dorfe Kohle abgebaut. Im Jahre 1870 wurde am unteren Ende Brunnersdorfs der Bahnhof und in seiner Nähe eine Zuckerfabrik gebaut. |
Fußballmannschaft |
Solange der Ort in zwei Teile geteilt war, hatte jeder seine eigene Gemeindeverwaltung. Es ist interessant, daß diese Aufteilung auch nach dem Jahre 1850 noch weiter funktionierte, da die Gemeinde schon selbstständige Verwaltungseinheit war. Bis zum Jahre 1918 hatten beide Teile Brunnersdorfs ihre eigenen Gemeindeausschüsse, aber einen gemeinsamen Bürgermeister.
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Im Jahre 1880
wurde Eigentümer der Herrschaft der Industrielle Fr. Preidl, der bald nach dem Ankauf
damit begann einen pseudoromantischen Stil beim Umbau des Schlosses mit großem
finanziellem Aufwand zu verwirklichen. Diese Arbeiten setzte sein Erbe Emanuel Karsch
fort. Es war dies ein 2 flügeliger Bau mit drei Giebeln, der zuerst von einem Obstgarten
umgeben war, der im Jahre 1912 in einen schönen Schlosspark umgewandelt wurde. Der Turm,
den Preidl bauen ließ wurde 1924 abgerissen. |
Zur Zeit der 1. Republik war Brunnersdorf das größte und volkreichste Dorf dieses Gebietes, aber auch seine Ausstattung war bemerkenswert. Das Dorf war elektrifiziert, hatte eine 6 klassige Schule, einen Arzt, eine Apotheke, eine Sparkasse und Vorschusskasse, 11 Wirtshäuser eine Reihe verschiedener Handwerker und Geschäfte, 2 Mietautos und auch ein Beerdigungsunternehmen. Außer der Brauerei, der Zuckerfabrik und 4 Mühlen wurden da noch eine Ziegelei, ein Kaolinwerk. 2 Sägewerke eine Konservenfabrik und 2 Baufirmen betrieben. Im Jahre 1921 betrug die Einwohnerzahl 2242 davon waren 145 Tschechen. Bis zum Jahre 1936 wuchs ihre Anzahl auf 188. Es gab hier auch eine tschechische Schule. |
Brunnersdorf, Schulklasse 1937/ 38 ? |
Die deutsche
Bevölkerung wurde in den Jahren 1945/ 46 aus ihrer angestammten Heimat vertrieben. m Jahre 1962 wurde eine Liquidationskommission gebildet und bis Ende 1966 verschwand der Großteil des Ortes bis auf einige Häuser im nördlichen oberen Ortsteil und das Schloss mit Umgebung im unteren Ortsteil. Der Untergang der Gemeinde begann in ihrer Mitte. Der Bergbau unterbrach die Straße, verlegte den Bach und führte nacheinander den Abriß der Objekte durch. Zum 1.1. 1966 hörte Brunnersdorf als selbstständige Verwaltungseinheit auf zu bestehen und das Katastralgebiet wurde zu Kaaden zugeordnet. |
Kraftwerk |
In Brunnersdorf |
Die Frage
der Förderung von Kohle im unteren Teil von Brunnersdorf stellt sich deshalb nicht, weil
ein Abbau aller Restvorräte weder ökologisch noch ökonomisch vertretbar ist und die
vorhandenen Flözreste einen Abriß der Obertagseinrichtungen nicht rechtfertigen. Nur der
Teil um das Schloss selbst musste 1982 dem Abbau weichen. |