Tuschmitz 1261 -1972 (Tusimice) von Zdena Binterova, Übersetzung Gerhard Stübiger |
Tuschmitz lag
am mäßig geneigten Hang am linken Ufer des Milsauer- oder Wiesenbaches, 6,2 km östlich
von Kaaden, auf einer Seehöhe von 285 m. Sein Kataster umfasste 334 ha. Auf einem
unregelmäßig breitem Dorfplatz mit einem Teiche, stand das neurenaissance Schulgebäude
aus dem Jahre 1883. Die Gutshöfe um den Dorfplatz waren groß, die Wohnhäuser waren mit
Stockwerken versehen und waren Ende des 19. Jahrhunderts meistens umgebaut worden. Das
Gasthaus aus den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts trug die NC 13 und der Bauernhof, in der
Ecke des Dorfplatzes mit einem Barocktor, hatte die NC 2. Das Tor hatte in einer Nische
ein Standbild der Jungfrau Maria, auf dessen Sockel die Jahreszahl 1720 stand. Am Tor der
hinteren Einfahrt befand sich eine Steintafel mit der Aufschrift, dass das Gut der Familie
Gassauer gehört. Die Familie wirtschaftete hier seit 1574 und das Gut gehörte ihr bis
1945. |
Die Pfarrkirche zu St. Michael aus dem Jahre 1823 war im Empirestil
erbaut worden und stand an der Stelle einer ursprünglichen Kirche, die schon 1368
erwähnt wurde. Bei der Kirche war ein Friedhof, der von einer Mauer umgeben war.
Der Ortsnamen wurde vom Personennamen Tuím oder Tuen, also ein Dorf der Leute
des Tuim, der Tuimice, abgeleitet. Die erste Erwähnung ist aus dem Jahre 1352
- Tussiemycz. Der Name hat sich nicht viel verändert. Die amtliche deutsche Bezeichnung
war Tuschmitz.
Die deutsche
Regionalliteratur legte die Gründung des Dorfes in die Zeit vor 1261. Sicher jedoch ist
nur das, dass das Dorf längere Zeit in zwei Teile geteilt war. Ein Teil gehörte seit
Menschengedenken zur Burg Pürstein, der andere Teil dem Kloster Grünhain in Sachsen. Bei
der Aufteilung der Pürsteiner Herrschaft unter die Vetter Ale und Wilhelm von
Schönburg, fiel der Pürsteiner Teil an Wilhelm und damit zur Herrschaft Neu -
Schönburg, mit dem auch seine Eigentümer wechselten. In der Hälfte des 18. Jahrhunderts
wurde er zur Herrschaft Hassenstein hinzugefügt. Im Jahre 1606 kaufte die Hassensteiner Herrschaft Linhart von Steinbach zu Steinbach, der Herr der Hagensdorfer Herrschaft. Sein Sohn war in den Ständeaufstand verwickelt und nach dessen Niederlage kam er um sein Vermögen. In der Liste des beschlagnahmten Eigentums war auch ein Teil von Tuschmitz angeführt. Im Jahre 1623 kaufte die ganze Herrschaft Jaroslav Borita von Martinic. |
Marienbild aus der Kirche St. Michael |
Als das Kloster Grünhain im Jahre 1636 einging, wurde um sein
böhmisches Eigentum lange gestritten. Schließlich wurde es an Bohuslav Felix von
Lobkowitz verpfändet, an den Eigentümer der Herrschaft Komotau. Im Jahre 1606 kam es im
Zusammenhang mit dem Verkauf dieser Herrschaft auch zu einer Bewertung. In Tuschmitz
lebten damals 19 Untertanen, der Ort wurde der Herrschaft Pohlig verkauft. In der
Steuerrolle vom Jahre 1654 wurde dabei auch eine Siedlung Duenice"
angeführt.
Später kauften die Martinice zu ihrer Herrschaft Hagensdorf - Brunnersdorf auch diesen
zweiten Teil von Tuschmitz dazu und von der Zeit an waren beide Teile Tuschmitz vereint.
Im Jahre 1748 gab es in Tuschmitz außer Bauern auch je einen Schuster, Schneider,
Fleischer, Gemeindeschmied, Taglöhner und Lehrer. Zu Tuschmitz gehörten damals Teiche
und Hopfengärten. Schaller gibt im Jahre 1787 im Orte 28 Hausnummern an.
Im Jahre 1921 lebten dort 20 Tschechen, deren Zahl bis 1936 auf 39 anstieg.
Tuschmitz wurde 1850 eine selbstständige Gemeinde, zu der später die umliegenden
Dörfer: 1953 Luschitz, 1960 Pröhl und Milsau, Würgnitz und Prösteritz, eingemeindet
wurden. Schon seit der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts gab es in Tuschmitz eine Post, zu
gleicher Zeit wurde auch der Bahnhof der Butehrader Eisenbahn gebaut und ein neues
Schulhaus wurde 1883 errichtet. Diese Schule besuchten Kinder auch aus den Dörfern
Pröhl, Prösteritz, Würgnitz und Luschitz. Später gab es im Ort auch eine tschechische
Schule und einen tschechischen Kindergarten.
Schon der neolitische Mensch entdeckte vor rund 6000 Jahren Bodenschätze bei Tuschmitz
und baute hier Quarzit für die Herstellung seiner Steinäxte und Hacken ab. Belegt wurde
das durch die Erdarbeiten beim Aushub für eine Kanalisation in einem Tuschmitzer E-Werk,
wo ein prähistorischer Quarzitschacht aus der jüngeren Steinzeit entdeckt wurde.
Im vergangenen Jahrhundert sammelte man in den offenen Kiesgruben zwischen Tuschmitz und
Luschitz auch verwitterte Porzellanjaspise, die meist als Mosaikmaterial Verwendung
fanden. Bohruntersuchungen bei Tuschmitz stellten auch Kaolinvorkommen fest. Am
bedeutendsten war in diesem Gebiet die Kohlenförderung, die schon zum Übergang vom 18.
zum 19. Jahrhundert begann. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren bei Tuschmitz
schon 4 Braunkohlenzechen in Betrieb. Die Michael u. Prokopizeche, die
Anton-Florian-Ferdinandzechen. Während der Krise der 70er Jahre des vergangenen
Jahrhunderts ging eine Reihe kleinerer Zechen ein, aber bei Tuschmitz erhielt sich eine
verhältnismäßig größere Zeche des Grafen Thun, (Josef-Oswald) die in den 60er Jahren
angelegt wurde. Während der Blütezeit dieser Zeche arbeiteten hier 50 Bergleute. Der
Betrieb wurde 1888 eingestellt. Nach dem 1. Weltkrieg teufte A. J. Hollub aus Karlsbad die
Anton-Johanneszeche ab, die aber 1927 wegen ungünstiger Entwicklung der damaligen
Wirtschaftsverhältnisse wieder eingestellt wurde.
Die deutschen Einwohner wurden in den Jahren 1945/ 46 aus ihrer angestammten Heimat
vertrieben. Es waren nur noch wenige Einwohner vorhanden.
Später wuchs die Gemeinde zwar wieder an, aber vor Beginn der
fortschreitenden Abbaufront der Tagebaue begann die Übersiedelung der letzten Einwohner.
Und so hat die Kohle, die einst der hiesigen Bevölkerung half, den Lebensunterhalt zu
bestreiten, im Jahre 1972 schließlich den Untergang der Ortschaft verursacht.
Bis zu seiner Auflösung war Tuschmitz eigenständige Gemeinde geblieben. Dann wurde die
Gemarkung zu Kaaden angeschlossen. Die St. Nepomuck - Statue von J. Vetter aus dem Jahre
1773, die am Wege nach Tuschmitz stand, wurde vor der Ortsauflösung zur Serpinabrücke
bei der Trupschitzer Kirche, versetzt.