proesteritz01.jpg (68744 Byte)

Prösteritz

1283 - 1970

(Prezetice)

von Zdena Binterova,Übersetzung Gerhard Stübiger

Der Ort lag etwa 4 km ONO von Kaaden am linken Ufer des Wiesen- oder Milsauer Baches in einer Seehöhe con 285 m und sein Ackerboden zählte zu den besten im ganzen Kreis. Auch Zuckerrüben und Hopfen gediehen hier prächtig. Früher gab es um Prösteritz eine Reihe von Sümpfen. Im Jahre 1850 wurde Prösteritz vorübergehend eine selbstständige Gemeinde, aber schon 1869 gehört der Ort als Siedlung zur Gemeinde Pröhl. Beide Orte zusammen kamen bei der Gebietsreorganisation im Jahre 1960 zur Gemeinde Tuschmitz.

Archäologische Untersuchungen haben ergeben, dass das Gebiet um Prösteritz schon im 5. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung besiedelt war.

proesteritz_karte.jpg (79014 Byte)

In der Steinzeit wurde hier Quarzit abgebaut, der der Anfertigung gespaltener Werkzeuge diente. Wann genau aber die hiesige Ansiedlung entstand ist nicht bekannt. Im Jahre 1283 aber ist Prösteritz, damals Breseditz, schon als Eigentum des Zistertienserklosters Grünhain in Sachsen erwähnt.

Nach dem Untergang des Klosters im Zuge der protestantischen Reformation fiel der Ort auf böhmischem Boden dem König zu. Der weitere Besitzer Prösteritz´ war Felix von Lobkowitz und auf Hassenstein, der es der Komotauer Herrschaft angliederte. In Zusammenhang mit dem späteren Verkauf dieser Herrschaft kam es im Jahre 1608 zu seiner Taxation und Prösteritz in dem damals 11 Untertanen lebten, wurde verhältnismäßig hoch eingeschätzt.

Das weitere Schicksal des Ortes war mit der Herrschaft Pohlig verbunden und damit auch mit dem Wechsel der Besitzer - z. B. die Schlicks von Holejc, der Grafen von Friedberg, der Grafen von Bergen (1745 - 1815) oder des Fürsten Windischgrätz (in den Jahren 1815 - 1868). Das Großgut Prösteritz gehörte den Windischgrätzen auch, als im Jahre 1850 der Ort selbstständige Gemeinde wurde.

Das Dorf Prösteritz war ein typisches Rundhufendorf. Die Häuser um den Ortsplatz waren vorwiegend ebenerdig, hinter ihnen waren die Obstgärten. Am rechteckigen Dorfplatz stand seit 1705 eine hölzerne Kapelle mit einem Glockentürmchen, das 1921 durch ein gemauertes ersetzt wurde. Es war dem Hlg. Lorenz geweiht. Unterhalb des Dorfplatzes in Richtung gegen Würgnitz war der Dorfteich und am Dorfende noch ein kleiner Teich. Das Haus NC 1 trug ein Täfelchen mit der Jahreszahl 1464. An der Nordseite ist der Ort mit Mauer und Tor umgeben, die erst 1880 abgerissen wurden.

Im Jahre 1748 gab es in Prösteritz nur 8 Bauern, einen Gemeindeschmied, 1787 hatte der Ort nach Schaller 11 Hausnummern und nach Sommer im Jahre 1846 schon 15 Häuser und ein Wirtshaus. Damals lebten dort 71 Einwohner.

Im Jahre 1853 wurde die Straße durch Prösteritz gebaut und 2 Brücken über den Luschitzer Bach errichtet. In den Jahren 1856 und dann 1860 ereilte den Ort so starker Hagelschlag, dass die Ernte völlig vernichtet wurde und das Volk nicht genügend Brot und Saatgut hatte.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts arbeiteten in Prösteritz nur ein Schuster und ein Schmied und ein Wirtshaus war in Betrieb. Die Pfarrei und die Schule waren ständig in Tuschmitz, die Post in Kaaden. Schon im Jahre 1911 wurde der Ort ans elektrische Stromnetz angeschlossen. Ein Jahr darauf wurde der Verein der Freiwilligen Feuerwehr gegründet.

Prösteritz lag zwar am Kohlenbeckenrand aber in seiner unmittelbaren Nähe befand sich kein Schacht. Die Bevölkerung arbeitete vorwiegend in der Landwirtschaft.

Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach dem 2. Weltkriege ging die Einwohnerzahl bedeutend zurück. Die neue tschechische Bevölkerung wurde 1951 dazu gezwungen eine landwirtschaftliche Genossenschaft (JZD) zu gründen. Diese aber existierte nur kurze Zeit bis zu Beginn der 60er Jahre. Anfangs der 70er Jahre musste der Ort dem Kohlentagebau weichen.