Die gänzlich auf die Landwirtschaft ausgerichtete Siedlung
Klein-Schönhof entstand wahrscheinlich während der deutschen Ostkolonialisierung im 13.
Jahrhundert. Urkundlich wird es 1368 in den Stadtbüchern Kaadens erwähnt, denn da wurde
es (lt. Stopfkuchen) ein Losungsgut oder Schoßgut der Stadt Kaaden. Das bedeutet, das
nicht ein adliger Grundherr die Obrigkeit ausübte, sondern der Magistrat der Stadt
Kaaden.
Die Steuern mussten an das städtische Rentamt bezahlt werden, die Gerichtsbarkeit wurde
vom dortigen Magistrat wahrgenommen. Ab dem Jahr 1848 unterstand Klein-Schönhof nicht
mehr einer Obrigkeit. Klein-Schönhof gehörte von nun an zur Schul- und Pfarrgemeinde
Seelau, ebenso zum dortigen Friedhof. Postort und Polizeistation waren in Kaaden.
Die Siedlung Klein-Schönhof lag etwa 1 km von der Bezirksstraße Kaaden-Saaz entfernt,
von Kaaden aus in gut 4 km südlicher Richtung. Die 20 Häuser umstanden einen fast
quadratischn Dorfplatz, durch den ein dünnes Bächlein floss. Dieses Bächlein speiste
zuerst einen kleineren Teich, der am Südende des Dorfplatzes lag - und nach der
Überquerung einen größeren Teich, der in der Nordostecke lag. Er mündete danach
unterhalb des Dorfes in den Lohbach. Im größeren Teich schwommen immer Karpfen, die zur
Weihnachtszeit an die Ortsbewohner verkauft wurden.
In der Mitte des Dorfplatzes stand, mit einem kleinen Glockenturm geschmückt, die
Marienkapelle. Die Glocke hatte 1850 der Bauer Wenzel Klemm (Haus Nr. 5) gestiftet. Die
Kapelle hatte einen kleinen Vorraum, das Innere war mit Bänken ausgestattet und über
einem einfachen Altar war ein großes Marienbild. Heute ist die Kapelle verfallen. Vor dem
Kapelleneingang stand eine Statuengruppe. Sie bestand aus einer Mariensäule und zwei
Statuen, die den hl. Joachim und die hl. Anna darstellten. Es ist nur noch die
Mariensäule vorhanden.
Von jeder Ecke des quadratischen Dorfplatzes führte ein Verbindugsweg zur
nächstgelegenen Ortschaft. So war das Dorf über den Hauptverbindungsweg, der fest
ausgebaut war, in Richtung Nordost mit der Bezirksstraße verbunden. Aus der Nordwestecke
heraus führte ein unbefestigter Weg nach Atschau. Über den Weg aus der südlichen Ecke
kam man nach Radonitz, Männelsdorf und Langenau und ein weiterer führte in die Felder.
Klein-Schönhof genoss als Landgemeinde den großen Vorzug, schon bei der Erbauung des
ersten Kaadner Elektrizitätswerkes bei Seelau im Herbst 1911 zusammen mit Rachl,
Burgstadtl und Seelau an das Netz angeschlossen zu werden.
In den zwanziger Jahren eröffnete Hermann Tschochner zwischen Klein-Schönhof und Rachl
eine Kalkgrube mit einem Brennofen. Seine Teilhaber, der Gastwirtssohn Anton Tschochner
aus Rachl und der Ingenieur Pfeiffer, betätigten sich als technische Berater. Hermann
Tschochner finanzierte alles und war so auch der einzige Verlierer, als das Unternehmen
wegen Unrentabilität nach einigen Jahren wieder aufgegeben werden musste.
Ebenfalls in den zwanziger Jahren wurde auf den Brunnenäckern nach Kaolin gegraben.
Obwohl man fündig wurde, wurden notwendige Entscheidungen zum Vortsetzen des
Kaolin-Abbaus nicht getroffen. Die Gründe dafür sind nicht bekannt.
Als die ältesten Geschlechter können hier wohl die Familien Tschochner (Josef sen. und
Hermann) angesehen werden. Die Famiien Klemm, Mocker und Schrödl hatten keine Nachkommen
und sind ausgestorben.
Im Jahr 1930 wohnten in Klein-Schönhof (gemäß der Volkszählung von 1930) 114 Einwohner
in 20 Häusern. Durch die Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach dem 2. Weltkrieg
wurde das Dorf quasi menschenleer und erreichte nie wieder die Menge an Einwohnern und
Häusern, die es 1930 hatte. 2001 werden 9 Einwohner und 4 Häuser genannt.
Quelle: Kaadner Heimatbrief, Folge 276, Januar 1973