Porzellanausstellung im Schloß zu Klösterle |
Das Schloß Klösterle an der Eger ging nach dem Zweiten Weltkrieg in den Staatsbesitz über. Nachdem die Renaissanceinterieurs Anfang der fünfziger Jahre renoviert worden waren, beschloss man, im Schloss eine Ausstellung des böhmischen Porzellans zu installieren. Die Exponate, die man bis heute im Schloss bewundern kann, stammen aus den Sammlungen des Prager Kunstgewerbemuseums. In 21 Schlosssälen wird die Ausstellung präsentiert. Der Großteil der Ausstellung dokumentiert die Geschichte der Porzellanproduktion in Böhmen.
Im Schloß kann man in 21 Sälen das böhmische Porzellan besichtigen. Es wird hier die böhmische Porzellanproduktion von Anfang an bis in die Gegenwart dargestellt. Angefangen hat man mit der Porzellanherstellung in Böhmen am Ende des 18. Jahrhunderts. Wir haben hier Beispiele aus der Produktion verschiedener Hersteller und aus verschiedenen Zeitepochen, die durch einen bestimmten Stil charakterisiert sind. Darin ist die Ausstellung einzigartig, etwas Ähnliches kann man nirgendwo anders in Böhmen sehen.
Die Porzellanausstellung wurde vom Prager Kunstgewerbemuseum Anfang der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts installiert. An der Entstehung der Sammlung beteiligten sich bedeutend namhafte Kunsthistoriker - wie beispielsweise Dr. Emanuel Poche, der langjährige Leiter des Kunstgewerbemuseums. Die Exponate werden in einem der Zeit ihrer Entstehung entsprechenden Milieu gezeigt. Die ersten Räumlichkeiten sind im Stil des Klassizismus und im Empire eingerichtet. Es folgen Biedermeierzimmer, Zimmer im Stil des zweiten Rokoko sowie Zimmer, die beispielsweise im Neorenaissancestil gestaltet wurden. Nach dem Jugendstil folgen der Kubismus und weitere Stilrichtungen, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten. Die Ausstellung in der ersten Etage endet mit Porzellanprodukten aus der Gegenwart.
Neben der Ausstellung, in der die Entwicklung der böhmischen Porzellanherstellung dargestellt wird, kann man im Erdgeschoss des Schlosses Porzellan aus dem Orient bewundern. Der Schlossdirektor dazu:
Im großen Saal ist chinesisches Porzellan zu sehen. In zwei weiteren Sälen sind Porzellansachen aus Japan ausgestellt. Außerdem werden hier die Anfänge der Porzellanproduktion in Europa beschrieben: Es gibt hier Porzellan aus Meißen, aus Wien sowie aus weiteren Städten. Wir haben hier nicht das älteste chinesische oder japanische Porzellan, meistens sind es Erzeugnisse aus dem 17.- 19. Jahrhundert, als das Porzellan von den ostindischen Gesellschaften nach Europa importiert wurde. Auch diese Exponate sind in einem entsprechenden Milieu ausgestellt. In den Renaissanceräumlichkeiten im Erdgeschoss sind Originalstukkaturen aus dem 17. Jahrhundert erhalten geblieben. Dieser Schlossteil wurde um das Jahr 1600 erbaut, aus dieser Zeit stammen auch die Stuckverzierungen, die von höchster Qualität sind.
Die Ausstellung im ersten Stock des Schlosses konzentriert sich auf die böhmische Porzellanproduktion. Die erste Porzellanmanufaktur wurde 1789 in Rabensgrün bei Schlaggenwald gegründet, aber schon nach drei Jahren wurde sie aufgelöst. Aus ihrer Produktion ist nichts Nachweisbares erhalten geblieben. Aus dem Grund sagen wir, dass die älteste Porzellanmanufaktur in Schlaggenwald 1792 gegründet wurde. Zwei Jahre später entstand die Porzellanmanufaktur in Klösterle, und 1803 sind zwei weitere Manufakturen hinzugekommen - in Giesshübel und Pirkenhammer . Die ersten Erzeugnisse aus Schlaggenwald kann man hier sehen - der große Buchstabe 'S' steht für Schlaggenwald. Außerdem sind hier auch Produkte der beiden weiteren Manufakturen ausgestellt. Die ersten Erzeugnisse waren nicht besonders gut. Das Porzellan war manchmal gelblich oder gräulich und hatte verschiedene kleine Fehler. Die ersten Tassen wurden mit zwei Farben bemalt: Mit Kobaltblau und mit Purpurrosa.
Aus dem Fenster des Schlosses sieht man zwei Gebäude: Die Salla Terrena wurde von Michael Oswald Thun gegründet. Die Statuen sind ein Werk von Johann Brokoff. Im Sommer finden dort verschiedene Kulturveranstaltungen statt. Hinter der Salla Terrena kann man die Dreifaltigkeitskirche sehen, die nach dem Entwurf des italienischen Architekten Carlo Lurago erbaut wurde. In der Pfarrkirche befindet sich die Gruft der Familie Thun. Das Schloss war im Besitz der Adeligenfamilie Thun-Hohenstein von 1623 bis 1945.
Die zweitälteste Porzellanmanufaktur in Böhmen ist die hiesige Manufaktur, dessen Zeichen ein ´K´ ist. Die Qualität der Erzeugnisse aus den vier Manufakturen (Giesshübel, Pirkenhammer, Schlaggenwald und Klösterle), die hier ausgestellt sind, ist schon höher. Das Porzellan ist viel farbiger als vorher. Zu sehen sind hier die ersten Trinkbecher für das Mineralwasser, die mit Bildern von Karlsbad verziert sind. Für den Empire-Stil sind die Tiermotive typisch. Dies kann man an den Möbeln sehen. Das Sofa ist beispielsweise mit Adlerköpfen verziert und hat Löwenfüße. Diese stellten oft Vorlage für das Porzellan dar. Einige Tassen aus Schlaggenwald, die hier ausgestellt sind, haben eben ähnliche kleine Löwenfüße. Aus Klösterle stammt eine Tasse, die mit einem Bild unseres Schlosses geschmückt ist. Auf dem Bild sieht man das Schloss noch vor dem Brand, zu dem es 1856 kam. |
Zahnarzt Bär |
Im weiteren Teil der Ausstellung sind Exponate aus der Zeit des Biedermeiers - bis 1835 - ausgestellt. In der Zeit wurden drei neue Manufakturen in Dallwitz / Dalvice, Chodau und Elbogen gegründet. Die wichtigste Manufaktur war jedoch die von Pirkenhammer. Sie hatte europäische Stile nachgemacht. Hier gibt es Beispiele vom Wiener, vom Meißner sowie vom Berliner Stil.
Dose in Form einer rosafarbenen Dahlie |
Die
Zeitepoche von 1835 - 1860 wird als das zweite Rokoko bezeichnet. Das Porzellan aus dieser
Zeit hat sehr viel Dekor. Die Tassen wurden manchmal auch auf der inneren Seite bemalt.
Das Porzellan war außerdem sehr plastisch, es wurde oft mit Blumenmotiven geschmückt.
Ein typisches Produkt aus dieser Zeit ist die Seerose, die sehr plastisch ist, viel Dekor
hat und ein Blumenmotiv darstellt. In den Jahren 1831-32 wurden zwei weitere Porzellanmanufakturen gegründet - in Zdanov und Buda. Sie haben 48 Jahre lang produziert. Die ältesten Erzeugnisse, die hier ausgestellt sind, wurden noch mit Kobalt geschmückt. Zu sehen ist aber auch ein sehr modernes Porzellan mit afrikanischen Motiven. |
in Böhmen war das chinesische Porzellan sehr beliebt, aber es war sehr teuer. Aus dem Grund haben einige Manufakturen chinesische und japanische Motive kopiert. Eine davon war die Manufaktur in Elbogen, die 1815 gegründet wurde. Zu sehen sind hier Vasen mit chinesischen Motiven. Es war damals alles noch Handarbeit - man sieht, dass eine der Vasen schief ist. In Elbogen wurden auch Porzellanfiguren hergestellt - wie beispielsweise die ausgestellte Allegorie der vier Jahreszeiten oder die Figur eines Mannes, der gerade rasiert wird.
Die
Porzellanmanufaktur in Prag wurde 1793 als Porzellanfabrik für Steingut gegründet, und
im Jahr 1837 wurde hier schon das Porzellan produziert. Für diese Manufaktur hat Arnost
Popp viele Figuren entworfen. In dem weiteren Schlossraum befinden sich Erzeugnisse aus kleineren Porzellanmanufakturen, die vor allem praktische Sachen her. In Klösterle wurden vor allem Speiseservice hergestellt. Zu sehen sind Speiseservice aus dem 19. Jahrhundert: Ein Kaiserservice, ein Jägerservice und ein Service für die englische Königin. Das schönste Service sieht man auf dem Tisch. Es war ein Geschenk von Josef Oswald Thun für seinen Vater Josef Matthias Thun zum 60. Geburtstag, es ist ein Service für 60 Personen, aber im Schloss ist nur ein Teil davon ausgestellt. Das Service wurde mit insgesamt 2,5 Kilogramm Gold geschmückt. gestellt haben: |
Terrine aus einem Geschirrset |
Z. B. die Dame im Rosakleid ist eine Zuckerdose. Auf dem Tisch liegt eine sehr praktische Schüssel, die für Obst bestimmt war. Sie besteht aus vier Teilen, wobei die beiden großen Teile für das Obst und die beiden kleineren Teile für den Abfall benutzt wurden.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts handelt es sich in Böhmen schon um eine industrielle Porzellanproduktion, bei der Maschinen eingesetzt werden. Interessant sind hier in der Schau die so genannten ´Litofanien´, die von einer Seite plastisch, und von der anderen Seit glatt sind. Sie müssen dünn sein, um durchsichtig zu bleiben. Es wurde wie eine Art Fernsehen benutzt. Die Leute stellten sie vor den Kamin, und das Bild sah aus, als ob sich die Gestalten bewegen würden.
Obstschale |
Das Porzellan aus den dreißiger und vierziger Jahren ist sehr einfach, es ist nur mit einigen Streifen verziert und hat nur eine oder zwei Farben. In den fünfziger Jahren hat bei uns Jaroslav Jezek gearbeitet, er schuf diese Drei tanzenden Pferde für die EXPO in Brüssel 1958. Er hat die Goldmedaille gewonnen. |
Dame mit Mieder, Litofanie |
Für
den Jugendstil sind Blumen- und Obstmotive typisch. Dies kann man am ausgestellten
Porzellan sowie an den Möbeln gut sehen. Das beste Porzellan, das wir hier haben, liegt
hier auf dem Tisch, es stammt aus Fischern bei Karlsbad und ist sehr dünn und
durchsichtig und hat wenig Dekor. Ein typisches Erzeugnis aus der Zeit des Jugendstils ist
auch das Mosaik, das man hier bewundern kann Für die Zwanziger Jahre sind immer noch die Tiermotive typisch, die man sowohl am Porzellan, als auch an den Möbeln sehen kann. Interessant ist die Kanne, die aus drei Teilen besteht: Ganz unten war es für den Kaffee oder Tee, in der Mitte für die Milch, und ganz oben für Zucker bestimmt. Man hatte dadurch mehr Platz auf dem Tisch. |
Kellermeister, Litofanie |
Das Porzellan aus den sechziger und siebziger Jahren ist schon sehr modern, es stammt von verschiedenen Künstlern und Kunstschulen aus der Umgebung. Man kann hier auch das Porzellan aus den achtziger Jahren besichtigen.